Olympische Sommerspiele 2008/Leichtathletik – Speerwurf (Frauen)

Der Speerwurf bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking wurde am 19. und 21. August 2008 ausgetragen. 54 Athletinnen nahmen teil.

SportartLeichtathletik
DisziplinSpeerwurf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer54 Athletinnen aus 40 Ländern
WettkampfortNationalstadion Peking
Wettkampfphase19. August 2008 (Qualifikation)
21. August 2008 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Tschechien Barbora Špotáková (CZE)
Deutschland Christina Obergföll (GER)
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Goldie Sayers (GBR)
2004 2012
Das VogelnestOlympiastadion von Peking

Olympiasiegerin wurde Barbora Špotáková aus Tschechien. Die Deutsche Christina Obergföll gewann die Silbermedaille, Bronze ging an die Britin Goldie Sayers.

Aktuelle Titelträgerinnen

Olympiasiegerin 2004 Osleidys Menéndez (Kuba Kuba) 71,53 m Athen 2004
Weltmeisterin 2007 Barbora Špotáková (Tschechien Tschechien) 67,07 m Ōsaka 2007
Europameisterin 2006 Steffi Nerius (Deutschland Deutschland) 65,82 m Göteborg 2006
Panamerikanische Meisterin 2007 Osleidys Menéndez (Kuba Kuba) 62,34 m Rio de Janeiro 2007
Zentralamerika- und Karibik-Meisterin 2008 Laverne Eve (Bahamas Bahamas) 56,36 m Cali 2008[1]
Südamerika-Meisterin 2007 Alessandra Resende (Brasilien Brasilien) 57,75 m São Paulo 2007[2]
Asienmeisterin 2007 Buoban Pamang (Thailand Thailand) 58,35 m Amman 2007[3]
Afrikameisterin 2008 Sunette Viljoen (Sudafrika Südafrika) 55,17 m Addis Abeba 2008
Ozeanienmeisterin 2008 Milika Tuivanuavou (Fidschi Fidschi) 39,36 m Saipan 2008[4]

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord 71,70 m Osleidys Menéndez (Kuba Kuba) Helsinki, Finnland 14. August 2005[5]
Olympischer Rekord 71,53 m Finale OS Athen, Griechenland 25. August 2004

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Die tschechische Olympiasiegerin Barbora Špotáková verfehlte diesen Rekord mit ihren 71,42 m allerdings nur um elf Zentimeter. Auch zum Weltrekord fehlten ihr lediglich 28 Zentimeter.

Rekordverbesserungen

Es gab einen Kontinentalrekord und darüber hinaus zwei neue Landesrekorde.

Doping

Wie alle Stoß- und Wurfdisziplinen der Frauen bei diesen Spielen hatte auch der Speerwurf seinen Dopingfall. Der Russin Marija Abakumowa – zunächst Zweite – wurde bei Nachkontrollen ihrer Dopingprobe die Einnahme von Turinabol nachgewiesen. Daraufhin entschied das IOC im September 2016 auf Aberkennung ihrer Silbermedaille.[6]

Die im Finale nach ihr platzierten Sportlerinnen rückten in der offiziellen Wertung jeweils einen Platz nach vorne.

Betroffen von diesem Betrug waren folgende drei Athletinnen.

  • Goldie Sayers, Großbritannien – Sie erhielt acht Jahre nach diesem Wettbewerb ihre Bronzemedaille, musste also über einen langen Zeitraum davon ausgehen, medaillenlos geblieben zu sein. Außerdem konnte sie nicht an der Siegerehrung teilnehmen.
  • Mercedes Chilla, Spanien – Ihr hätten auf Rang acht im Finale drei weitere Versuche zugestanden.
  • Justine Robbeson, Südafrika – Sie wäre über ihre Platzierung im Finale startberechtigt gewesen.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig

Qualifikation

Acht Athletinnen (hellblau unterlegt) übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 61,50 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erreicht und das Finalfeld wurde mit den vier nächstbesten Starterinnen beider Gruppen (hellgrün unterlegt) auf zwölf Wettbewerberinnen aufgefüllt. So mussten schließlich 60,13 m für die Finalteilnahme erbracht werden. Zu den acht direkt für das Finale qualifizierten Werferinnen gehörte auch die Dopingbetrügerin Marija Abakumowa, sodass schließlich nur elf Athletinnen in die Finalwertung kamen.

Gruppe A

Savva Lika – ausgeschieden mit 59,11 m
Wera Rebrik – ausgeschieden mit 59,05 m

19. August 2008, 9:00 Uhr

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. VersuchWeiteAnmerkung
1Barbora ŠpotákováTschechien Tschechien67,69 m67,69 m
2Steffi NeriusDeutschland Deutschland59,15 m59,74 m63,94 m63,94 m
3Mercedes ChillaSpanien Spanien56,98 m61,81 m61,81 m
4Zhang LiChina Volksrepublik Volksrepublik China58,30 m61,77 m61,77 m
5Osleidys MenéndezKuba Kuba60,51 mx60,41 m60,51 m
6Sinta OzoliņaLettland Lettland60,13 mx58,62 m60,13 mNR
7Urszula PiwnickaPolen Polen51,33 m52,99 m59,28 m59,28 m
8Savva LikaGriechenland Griechenland56,44 m58,59 m59,11 m59,11 m
9Wera RebrikUkraine Ukraine55,77 m57,12 m59,05 m59,05 m
10Chang ChunfengChina Volksrepublik Volksrepublik China58,42 mxx58,42 m
11Nikolett SzabóUngarn Ungarn56,98 m57,15 mx57,15 m
12Natallia ShymchukBelarus Belarus55,56 m57,11 mx57,11 m
13Sílvia CruzPortugal Portugal54,65 m57,06 mx57,06 m
14Alessandra ResendeBrasilien Brasilien54,05 m56,53 m54,32 m56,53 m
15Inga StasiulionytėLitauen Litauen55,66 mx55,34 m55,66 m
16Sunette ViljoenSudafrika Südafrika53,14 m55,58 m53,82 m55,58 m
17Anastasiya SvechnikovaUsbekistan Usbekistan55,31 mx48,71 m55,31 m
18Martina RatejSlowenien Slowenien55,30 m51,56 m53,24 m55,30 m
19Zuleima AraméndizKolumbien Kolumbien51,30 m54,71 mx54,71 m
20Monica StoianRumänien Rumänienx54,56 mx54,56 m
21Kara PattersonVereinigte Staaten USA54,30 m50,35 m54,39 m54,39 m
22Nadeeka LakmaliSri Lanka Sri Lankax53,48 m54,28 m54,28 m
23Christina ScherwinDanemark Dänemark53,95 mxx53,95 m
24Kim Kyung-aeKorea Sud Südkorea51,46 m48,00 m53,13 m53,13 m
25María GonzálezVenezuela Venezuela48,37 m50,51 m42,32 m50,51 m
NMZahra BaniItalien ItalienxxxogV
DOPMarija AbakumowaRussland Russland61,23 m63,48 m63,48 mim Finale dabei, später disqualifiziert[6]

Weitere in Qualifikationsgruppe A ausgeschiedene Speerwerferinnen:

Gruppe B

Mikaela Ingberg – ausgeschieden mit 58,82 m

19. August 2008, 10:40 Uhr

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. VersuchWeiteAnmerkung
1Christina ObergföllDeutschland Deutschland67,52 m67,52 m
2Goldie SayersVereinigtes Konigreich Großbritannien60,79 m62,99 m62,99 m
3Barbara MadejczykPolen Polen62,81 m62,81 m
4Katharina MolitorDeutschland Deutschland55,65 m53,50 m60,92 m60,92 m
5Felicia Țilea-MoldovanRumänien Rumänien53,25 m55,89 m60,81 m60,81 m
6Justine RobbesonSudafrika Südafrika56,75 m54,26 m59,63 m59,63 meigentlich für das Finale qualifiziert
7Mikaela IngbergFinnland Finnland55,71 m58,82 m58,36 m58,82 m
8Yanet CruzKuba Kuba58,06 m57,15 m57,03 m58,06 m
9Laverne EveBahamas Bahamas55,22 m57,36 m55,15 m57,36 m
10Jarmila KlimešováTschechien Tschechien52,18 m57,25 mx57,25 m
11Olha IvankovaUkraine Ukraine55,63 m51,98 m57,05 m57,05 m
12Moonika AavaEstland Estlandx56,94 mx56,94 m
13Buoban PamangThailand Thailand53,69 mx56,35 m56,35 m
14Lindy Leveau-AgricoleSeychellen Seychellen56,32 m55,90 m50,74 m56,32 m
15Erma-Gene EvansSaint Lucia St. Lucia46,79 m54,60 m56,27 m56,27 m
16Maryna NowikBelarus Belarus56,10 mx53,48 m56,10 m
17Olivia McKoyJamaika Jamaika55,51 mx55,51 m55,51 m
18Tetjana LjachowytschUkraine Ukraine55,50 mx53,59 m55,50 m
19Kim KreinerVereinigte Staaten USA55,13 m53,81 m53,48 m55,13 m
20Song DanChina Volksrepublik Volksrepublik China53,11 m54,32 mx54,32 m
21Alexandra TsisiouZypern Republik Zypern53,24 mx47,18 m53,24 m
22Mariya YakovenkoRussland Russland47,90 m51,67 m50,49 m51,67 m
23Serafina AkeliSamoa Samoa47,83 m42,78 m49,26 m49,26 m
24Ásdís HjálmsdóttirIsland Islandxx48,59 m48,59 m
25Leryn FrancoParaguay Paraguay45,34 mx43,77 m45,34 m
26Rumjana KarapetrowaBulgarien Bulgarien40,15 mxx40,15 m
NMTatyana ElakaSerbien SerbienxxxogV

Weitere in Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Speerwerferinnen:

Finale

21. August 2008, 19:20 Uhr

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. Versuch4. Versuch5. Versuch6. VersuchEndresultatAnmerkung
1Barbora ŠpotákováTschechien Tschechien69,62 m67,04 mx64,92 mx71,42 m71,42 mER
2Christina ObergföllDeutschland Deutschland66,13 mx63,34 mxxx66,13 m
3Goldie SayersVereinigtes Konigreich Großbritannien65,75 m59,40 m62,92 m59,72 m65,03 m56,83 m65,75 mNR
4Steffi NeriusDeutschland Deutschland64,05 m62,25 m59,97 mxx65,29 m65,29 m
5Osleidys MenéndezKuba Kuba63,35 mxxxxx63,35 m
6Barbara MadejczykPolen Polen58,74 m59,16 m58,67 mx58,21 m62,02 m62,02 m
7Katharina MolitorDeutschland Deutschland53,19 m57,37 m59,64 m58,81 m56,72 m57,00 m59,64 m
8Mercedes ChillaSpanien Spanienx57,94 m58,13 meigentlich für das Finale der besten Acht qualifiziert58,13 m
9Zhang LiChina Volksrepublik Volksrepublik China54,69 mx56,14 mnicht im Finale der
besten acht Werferinnen
56,14 m
10Sinta OzoliņaLettland Lettland50,67 m53,38 m52,23 m53,38 m
11Felicia Țilea-MoldovanRumänien Rumänien53,04 mx52,80 m53,04 m
DOPMarija AbakumowaRussland Russland69,32 m69,08 mx67,52 mx70,78 m70,78 mdisqualifiziert nach acht Jahren[6]

Für das Finale hatten sich zwölf Athletinnen qualifiziert, acht von ihnen über die Qualifikationsweite, weitere vier über ihre Platzierungen. Vertreten waren drei Deutsche sowie je eine Teilnehmerin aus China, Großbritannien, Kuba, Lettland, Polen, Rumänien, Russland, Spanien und Tschechien. Unter ihnen war die Russin Marija Abakumowa, deren Resultat im Jahre 2016 wegen Dopingmissbrauchs annulliert wurde.[6]

Es gab vier Athletinnen, die bei den großen Meisterschaften der letzten Jahre herausgeragt hatten und die auch hier in Peking die Haupt-Favoritinnen waren. Dabei handelte es sich um die Olympiasiegerin von 2004 und Weltmeisterin von 2005 Osleidys Menéndez aus Kuba, die auch Inhaberin des Weltrekords war, die Tschechin Barbora Špotáková als Weltmeisterin von 2007 und Vizeeuropameisterin von 2006 sowie die beiden Deutschen Steffi Nerius als Olympiazweite von 2004 / Europameisterin von 2006 / WM-Dritte von 2005/2007 und Christina Obergföll als Vizeweltmeisterin von 2005/2007 / EM-Vierte von 2006.

Im Finale gab es gleich in Durchgang eins große Weiten. Der gedopten Abakumowa gelangen 69,32 m und Špotáková kam auf 69,22 m, womit die beiden deutlich führten. Obergföll war Dritte mit 66,13 m vor der Britin Goldie Sayers (65,75 m – Landesrekord), Nerius (64,05 m) und Menéndez (63,35 m). Damit hatte der Speerwurf der Frauen von Beginn an ein hohes Niveau. In den Runden zwei bis fünf gab es keine Veränderungen in der Rangfolge – Abakumowa (69,08 m) und Špotáková (67,04 m) trugen dabei mit weiten Würfen zum hohen Level des Wettbewerbs bei. In der sechsten und letzten Versuchsreihe gab es noch einmal starke Leistungen. Nerius warf den Speer auf 65,29 m. Die führende Abakumowa steigerte sich auf 70,78 m. Dennoch verlor sie Spitze, denn Špotáková setzte diesem Wettbewerb mit 71,42 m die Krone auf. Damit erzielte sie einen neuen Europarekord und verfehlte Menéndez' Weltrekord nur um 28 Zentimeter.

Barbora Špotáková war Olympiasiegerin und Marija Abakumowa hatte für acht Jahre Platz zwei inne, bis ihr der Einsatz verbotener leistungssteigernder Mittel nachgewiesen wurde. So gewann Christina Obergföll Silber und damit die einzige Medaille für das deutsche Leichtathletikteam überhaupt bei diesen Spielen. Goldie Sayers wurde für ihren Landesrekord mit einer späten Bronzemedaille belohnt. Platz vier belegte Steffi Nerius vor der nicht mehr ganz so starken Osleidys Menéndez. Sechste wurde die Polin Barbara Madejczyk und auf Platz sieben kam die dritte deutsche Werferin Katharina Molitor vor der Spanierin Mercedes Chilla.

Barbora Špotáková gewann die erste Goldmedaille für Tschechien im Speerwurf der Frauen. Dana Zátopková, die 1952 in Helsinki Gold und 1960 in Rom Bronze errungen hatte, war noch für die Tschechoslowakei gestartet.

Video

Einzelnachweise

  1. Campeonato CAC de Atletismo 2008, athlecac.org, abgerufen am 19. März 2022
  2. Campeonato Sudamericano de Atletismo 2007, athlecac.org, abgerufen am 19. März 2022
  3. Asian Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 19. März 2022
  4. Oceania Championships, gbrathletics.com, abgerufen am 19. März 2022
  5. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Javelin throw - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 19. März 2022
  6. Obergföll bekommt Silber zugesprochen. In: Der Spiegel 13. September 2016, spiegel.de, abgerufen am 19. März 2022
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