Elektromagnetisches Spektrum

Das elektromagnetische Spektrum, auch EM-Spektrum oder elektromagnetisches Wellenspektrum ist die Gesamtheit aller elektromagnetischen Wellen verschiedener Wellenlängen. Das Lichtspektrum, auch Farbspektrum, ist der für den Menschen sichtbare Anteil des elektromagnetischen Spektrums.

Das Spektrum wird in verschiedene Bereiche unterteilt. Diese Einteilung ist willkürlich. Sie orientiert sich im niederenergetischen Bereich aus historischen Gründen an der Wellenlänge. Dabei werden jeweils Wellenlängenbereiche über mehrere Größenordnungen mit ähnlichen Eigenschaften in Kategorien wie etwa Licht, Radiowellen usw. zusammengefasst. Eine Unterteilung kann auch nach der Frequenz oder nach der Energie des einzelnen Photons (siehe unten) erfolgen. Bei sehr kurzen Wellenlängen, entsprechend hoher Quantenenergie, ist eine Einteilung nach Energie üblich.

Geordnet nach abnehmender Frequenz und somit zunehmender Wellenlänge befinden sich am Anfang des Spektrums die kurzwelligen und damit energiereichen Gammastrahlen, deren Wellenlänge bis in atomare Größenordnungen reicht. Am Ende stehen die Längstwellen, deren Wellenlängen viele Kilometer betragen.

Die Umrechnung der Wellenlänge in eine Frequenz erfolgt mit der Formel . Dabei ist die Lichtgeschwindigkeit.

Die Bereiche des elektromagnetischen Spektrums

Übersicht elektromagnetisches Spektrum
Bezeichnung des Frequenzbereichs Wellenlänge Frequenz Photonen-
Energie
Erzeugung / Anregung Technischer Einsatz
Haupt Unterteilung
Nieder-
frequenz
Extremely Low Frequency (ELF) 104...105 km 3...30Hz >2,0·10−33J
>1,2·10−14eV
Bodendipol, Antennenanlagen, Magnetantenne
Super Low Frequency (SLF) 103...104 km 30...300Hz >2,0·10−32J
>1,2·10−13eV
(ehemals) U-Boot-Kommunikation
Ultra Low Frequency (ULF) 100...1000km 300...3000Hz >2,0·10−31J
>1,2·10−12eV
Very Low Frequency (VLF)
Myriameterwellen
Längstwellen (SLW)
10...100km 3...30kHz >2,0·10−30J
>1,2·10−11eV
U-Boot-Kommunikation (DHO38, ZEVS, Sanguine, SAQ), Funknavigation, Pulsuhren
Radio-
wellen
Langwelle (LW) 1...10km 30...300kHz >2,0·10−29J
>1,2·10−10eV
Oszillatorschaltung + Antenne Langwellenrundfunk, DCF77, Induktionskochfeld
Mittelwelle (MW) 100...1000m 300...3000kHz >2,0·10−28J
>1,2·10−9eV
Mittelwellenrundfunk, HF-Chirurgie, (1,7...3MHz Grenzwelle, Kurzwellenrundfunk)
Kurzwelle (KW) 10...100m 3...30MHz >1,1·10−27J
>1,2·10−8eV
Grenzwelle, Kurzwellenrundfunk, HAARP, Diathermie, CB-Funk, RC-Modellbau
Ultrakurzwelle (UKW) 1...10m 30...300MHz >2,0·10−26J
>1,2·10−7eV
Oszillatorschaltung + Antenne Hörfunk, Fernsehen, Radar, Magnetresonanztomografie
Mikro-
wellen

[1]
Dezimeterwellen 1dm...1m 300...3000MHz >2,0·10−25J
>1,2µeV
Magnetron, Klystron, Maser, kosmische Hintergrundstrahlung
Anregung von Kernspinresonanz und Elektronenspinresonanz, Molekülrotationen
Radar, Magnetresonanztomografie, Mobilfunk, Fernsehen, Mikrowellenherd, WLAN, Bluetooth, GPS, 2G, 3G, 4G, 5G
Zentimeterwellen 1cm...1dm 3...30GHz >2,0·10−24J
>12µeV
Radar, Radioastronomie, Richtfunk, Satellitenrundfunk, WLAN, 4G, 5G
Millimeterwellen 1mm...1cm 30...300GHz
(0,3THz)
>2,0·10−23J
>120µeV
Radar, Radioastronomie, Richtfunk
Terahertzstrahlung 30µm...3mm 0,1...10THz >6,6·10−23J
>0,4meV
Synchrotron, Freie-Elektronen-Laser, elektronische Quellen Radioastronomie, Spektroskopie, Abbildungsverfahren (z.B. Körperscanner)
Infrarot-
strahlung

(Wärme-
strahlung)

Fernes Infrarot 50µm...1mm 0,300...6THz >2,0·10−22J
>1,2meV
Wärmestrahler, Globar, Synchrotron
Molekülschwingungen
Infrarotspektroskopie, Raman-Spektroskopie, Infrarotastronomie
Mittleres Infrarot 3...50µm 6...100THz >4,0·10−21J
>25meV
Kohlendioxidlaser, Quantenkaskadenlaser, Globar Thermografie, Infrarotspektroskopie
Nahes Infrarot 780nm...3µm 100...384THz >8,0·10−20J
>500meV
Nd:YAG-Laser, Laserdiode, Leuchtdiode Fernbedienung, Datenkommunikation (IRDA), CD, Infrarotspektroskopie, Datenübertragung (Lichtwellenleiter)
Licht Rot 640...780nm 384...468THz 1,59...1,93eV Wärmestrahler (Glühlampe), Gasentladung (Neonröhre), Farbstoff- und andere Laser, Synchrotron, Leuchtdiode
Anregung von Valenzelektronen
DVD, Laserpointer, Datenübertragung (Lichtwellenleiter), Lasernivellier (rot, grün), Beleuchtung, Colorimetrie, Fotometrie, Lichtzeichenanlage (rot, gelb, grün), Blu-ray Disc (violett)
Orange 600...640nm 468...500THz 1,93...2,06eV
Gelb 570...600nm 500...526THz 2,06...2,17eV
Grün 490...570nm 526...612THz 2,17...2,53eV
Blau 430...490nm 612...697THz 2,53...2,88eV
Violett 380...430nm 697...789THz 2,88...3,26eV
UV-
Strahlen

[2]
Nahes UV („Schwarzlicht“) 315...380nm 789...952THz 3,26...3,94eV Gasentladung, Synchrotron, Excimerlaser, Leuchtdiode Schwarzlicht Fluoreszenz, Phosphoreszenz, Banknotenprüfung, Fotolithografie, Desinfektion, UV-Licht, Spektroskopie
Mittleres UV
(„Dorno-Strahlung“)
280...315nm 952...1071THz
(1,07PHz)
3,94...4,43eV
Fernes UV 200...280nm 1,07...1,5PHz 4,43...6,2eV
Vakuum-UV 100...200nm 1,5...3PHz >9,9·10−19J
>6,2...12eV
XUV-Röhre, Synchrotron, Nanoplasma EUV-Lithografie, Röntgenmikroskopie, Nanoskopie
EUV 10...121nm 2,48...30PHz >5,0·10−18J
>10,2...120eV
Röntgenstrahlen 10pm...10nm 30PHz...30EHz >2,0·10−16J
>120eV
Röntgenröhre, Synchrotron
Anregung von inneren Elektronen, Auger-Elektronen
medizinische Diagnostik, Sicherheitstechnik, Röntgen-Strukturanalyse, Röntgenbeugung, Photoelektronenspektroskopie, Röntgenabsorptionsspektroskopie, Röntgenastronomie
Gammastrahlen 10pm 30EHz >2,0·10−14J
>120keV
Radioaktivität, Annihilation
Anregung von Kernzuständen
medizinische Strahlentherapie, Mößbauerspektroskopie
ultrahochenergetische
Gammastrahlen
1,2·10−17m 2,4·1025Hz >1,7·10−8J
>1011eV
Supernova etc., höchste bisher beobachtete Energie: 16TeV (2,6µJ) Weltraumbeobachtung mit Luft-Tscherenkow-Teleskope (MAGIC, HEGRA, H.E.S.S.)
Hinweis

Die Klassifizierung nach Röntgenstrahlen und Gammastrahlen ist inhaltlich falsch. Sie bezeichnet die Entstehungsweise.

  • Röntgenstrahlen entstehen durch Bremstrahlung oder durch höherenergetische Übergänge in der Elektronenhülle (man spricht ab 100 eV von Röntgenstrahlung).
  • Gammastrahlen entstehen durch Kernprozesse oder durch Paarvernichtung.
  • Röntgenstrahlen erzeugt man gesteuert durch „Umlegen eines elektrischen Schalters“ (Röntgenröhre), nicht als stoffliche Eigenschaft
  • Gammastrahlen entsteht als Strahlung aus Stoffen heraus, z.B. aus Technetium-99m
  • Energiebereich Röntgenstrahlen: für medizinische Diagnostik unter 100 keV, aber auch bis 25 MeV möglich
  • Energiebereich Gammastrahlen: meist über 125 keV, aber es gibt viele Gammastrahlen mit 20...125 keV, niedrige bekannte Linie: 8,35 eV(!)

Literatur

  • DIN 5031 Teil 7: Strahlungsphysik im optischen Bereich und Lichttechnik; Benennung der Wellenlängenbereiche. Januar 1984 (IR, VIS und UV).
Commons: Elektromagnetisches Spektrum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. gehören nach der Definition der VO Funk, Ausgabe 2012, Artikel 1.5 auch noch zu den Radiowellen.
  2. Deutsches Institut für Normung (Hrsg.): Strahlungsphysik im optischen Bereich und Lichttechnik; Benennung der Wellenlängenbereiche. DIN 5031 Teil 7, Januar 1984.
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