Burgstall Kirchberg (Heretsried)
Der Burgstall auf dem Kirchberg bezeichnet eine abgegangene Höhenburg auf einem Ausläufer der gleichnamigen Waldung zwischen den Ortschaften Heretsried und Lützelburg im schwäbischen Landkreis Augsburg in Bayern. Von der ehemaligen Ministerialenburg haben sich nur Geländemerkmale und Gräben erhalten.
Burgstall Kirchberg | ||
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Staat | Deutschland | |
Ort | Heretsried | |
Entstehungszeit | vermutlich 11. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg, Spornlage | |
Erhaltungszustand | Abgegangen, Gräben erhalten | |
Ständische Stellung | Ministerialensitz der Herren von Lützelburg | |
Geographische Lage | 48° 28′ N, 10° 46′ O | |
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Geschichte
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Aufgefundene Artefakte belegen eine Besiedlung des Kirchberges zu Beginn des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Allerdings wird angenommen, dass die Burg bereits im 11. Jahrhundert entstanden sein dürfte. Sie war vermutlich der einstige Sitz des Ministerialen-Geschlechtes der Herren von Lützelburg, auch Lucelunburger, die in Diensten der Vögte des Hochstifts Augsburg von Schwabegg standen. Jedoch bleiben die Besitzerverhältnisse der sonst urkundlich nicht belegten Burg bis heute unklar. Bereits um 1100 erscheint in einer Urkunde bei der Gründung des Klosters Ochsenhausen ein Adelgoz de Luzelunburg als Zeuge. Um 1230 tritt Rüdiger von Lützelburg als Angehöriger der Reichsministeriale auf.[1] Möglicherweise handelte es sich um einen Zweig des ursprünglich aus Lothringen stammenden und später auch in Schwaben und Bayern ansässigen Adelsgeschlecht Lützelburg,[2] nicht zu verwechseln mit den Grafen von Lützelburg. Bei Ausgrabungen auf dem Hügel wurden Ziegel- und Sandsteine sowie Dachplatten gefunden, die mit einer Brandschicht überzogen waren. Dies deutet darauf hin, dass die Hauptburg wohl später durch eine Feuersbrunst zerstört wurde. Am Fuße der Burg entstand im 11. Jahrhundert der abgegangene Weiler Hausen. Ausgrabungen einer Glocke belegen auch eine dort bis in das 15. Jahrhundert existierende Pfarrkirche mit einem Pfarrhof am Fuße des Berges. Das sonst in den historischen Quellen kaum beschriebene Gotteshaus auf der Anhöhe, daher Kirchberg, ging möglicherweise aus der untergegangenen Burg hervor. Angeblich soll die Ortschaft Heretsried 1242 von Bewohnern aus Hausen besiedelt worden sein. Darauf bildete Hausen mit Heretsried eine eigene Pfarrei. Nahe dem Burgstall befand sich zudem ein Franziskanerinnen-Kloster, das durch die Gründung des Klosters Salmannshofen, laut Urkunde am 23. Dezember 1282, ebenfalls aufgegeben wurde. Um 1310 wurde Heretsried der Sitz der Pfarrei. Im oder vor dem 15. Jahrhundert wurde Hausen endgültig verlassen und könnte bereits nur noch einen Flurnamen bezeichnet haben.[3] Noch 1418 erscheint Hausen zusammen mit Heretsried unter den Liegenschaften des Klosters Holzen. Burg, Kirche, Kloster und Ort verschwanden restlos. Erhalten blieben lediglich Geländemerkmale und Gräben. 1811 kamen bei Ausgrabungen auf dem Kirchberg eine Glocke zu Tage.[4] Diese hängt seither im Glockenturm der Pfarrkirche St. Martin in Heretsried.
Beschreibung
Der nördlich gelegene Zugang führt in eine dreieckige Vorburg und von dort in die erhöhte Hauptburg. Die Hochfläche ist durch einen Schildwall mit einem Graben umgeben und durch ein Abschnittsgraben gesichert. Mulden und Erdwälle deuten auf Gebäude und eine Turmstelle hin. Die Anlage misst in der Hauptachse 135 m. Unterhalb ist der Kirchberg heute vom Eglesee eingerahmt, der vom Oberlauf des Biberbachs durchflossen wird.
Sage
Die sogenannte Kirchbergsage[5] berichtet von einem verwitweten Ritter der einst mit seinen drei Töchtern auf der Burg lebte. In Abwesenheit des Vaters, der in den Kreuzzug zog, führten die Burgfräulein mit benachbarten Rittern ein ausschweifendes Leben. Der Hausgeistliche warnte die Damen, die ihn schließlich töten ließen. Zur Strafe vernichtete daraufhin ein Gewitter die Burg mitsamt den Herrinnen. Die Seelen der Burgfräulein finden seither keine Ruhe und irren in stürmischen Nächten um den Kirchberghügel.
Literatur
- Heinrich Habel und Helga Hirmen: Denkmäler in Bayern – Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler: Band VII. Schwaben, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), München 1985
- Michael Petzet: Denkmäler in Bayern: Schwaben, Oldenbourg 1986
Weblinks
- Burgstall Kirchberg auf www.heretsried.de
Einzelnachweise
- Gablingen: Gablinger Chronik. Gemeinde, 1994, S. 34–36.
- Infotafel Naturpark Augsburg Westliche Wälder e. V.: Burgstall auf dem Kirchberg - Auf den Spuren vergangener Kulturen - Rundwanderweg
- Geschichte Heretsrieds. In: grundholden-heretsried.de. Abgerufen am 9. Mai 2024.
- Eine Kurz Chronik über Heretsried. In: ffw-heretsried.de. Abgerufen am 10. Mai 2024 (deutsch).
- Walter Pötzl: Sagen und Legenden: Schwänke und Ortsneckereien. Heimatverein für den Landkreis Augsburg e.V., 2006 (google.de [abgerufen am 23. Mai 2018]).