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Lektion 1 - Grammatik

Nun können die Wörter im Gotischen - wie auch im Deutschen - nicht einfach aneinandergereiht werden, sondern müssen durch die Regeln der Grammatik in einen Zusammenhang gebracht werden.

Substantive

Substantive (auch Nomen oder Namenwörter) werden im Gotischen in bestimmte Kategorien geordnet, nämlich die Deklinationsklassen. Von der Deklinationsklasse und dem Genus, dem grammatischen Geschlecht, hängt ab, wie ein Substantiv dekliniert (gebeugt) wird. Wir wollen mit den zwei häufigsten Klassen beginnen, der a- und der o-Deklination, und zwar mit den Endungen für den Nominativ (auch Wer-Fall) und den Akkusativ (auch Wen-Fall):

Endungen der a-Deklination (maskulin)

Nominativ Singularwulf-s(der) Wolf
Akkusativ Singularwulf(den) Wolf
Nominativ Pluralwulf-os(die) Wölfe
Akkusativ Pluralwulf-ans(die) Wölfe

Endungen der a-Deklination (neutrum)

Nominativ Singulardius(das) Tier
Akkusativ Singulardius(das) Tier
Nominativ Pluraldiuz-a(die) Tiere
Akkusativ Pluraldiuz-a(die) Tiere

Endungen der o-Deklination (nur feminin)

Nominativ Singularward-a(die) Wächterin
Akkusativ Singularward-a(die) Wächterin
Nominativ Pluralward-os(die) Wächterinnen
Akkusativ Pluralward-os(die) Wächterinnen

Wahrscheinlich haben Sie sich schon gedacht, dass in der Vokabelliste a für a-Deklination und o für o-Deklination und M, F und N für Maskulinum, Femininum und Neutrum stehen.

Verben

Starke Verben

Die erste Gruppe der Verben (auch Tun- oder Zeitwörter), die wir behandeln, sind die sog. starken Verben (in der Vokabelliste mit stark bezeichnet). Die Personalendungen für die 3. Person Singular und Plural Präsens (Gegenwart) sind (Beispiel: bairan, „tragen“):

3. Person Singularbair-(er, sie, es) trägt
3. Person Pluralbair-and(sie) tragen

„sein“

Völlig unregelmäßig - aber dafür dem Deutschen ungemein ähnlich - wird das Wort wisan, „sein“ konjugiert:

3. Person Singularist(er, sie, es) ist
3. Person Pluralsind(sie) sind

Pronomen

Demonstrativpronomen/Artikel

Sa, So, þata werden mit „dieser, diese, dieses“, selten mit „der, die, das“ übersetzt. Im Gotischen gibt es keinen Artikel wie das deutsche „der, die, das“, an manchen Stellen nimmt jedoch sa, so, þata diese Funktion ein. Um sich diese Pronomen besser einzuprägen, empfiehlt sich die Nomen mit den Demonstrativpronomen zu lernen und zu gebrauchen.

Deklination von sa, „dieser, der“

Nominativ Singularsadieser
Akkusativ Singularþanadiesen
Nominativ Pluralþaidiese
Akkusativ Pluralþansdiese

Deklination von so, „diese, die“

Nominativ Singularsodiese
Akkusativ Singularþodiese
Nominativ Pluralþosdiese
Akkusativ Pluralþosdiese

Deklination von þata, „dieses, das“

Nominativ Singularþatadieses
Akkusativ Singularþatadieses
Nominativ Pluralþodiese
Akkusativ Pluralþodiese

Personalpronomen

Is, si und ita entsprechen exakt unseren Personalpronomen er, sie, es. Als Subjekt kann es weggelassen werden, also kann „er trägt“ auf Gotisch „is bairiþ“ oder auch nur „bairiþ“ heißen.

Deklination von is, „er“

Nominativ Singulariser
Akkusativ Singularinaihn
Nominativ Pluraleissie
Akkusativ Pluralinssie

Deklination von si, „sie“

Nominativ Singularsisie
Akkusativ Singularijasie
Nominativ Pluralijossie
Akkusativ Pluralijossie

Deklination von ita, „es“

Nominativ Singularitaes
Akkusativ Singularitaes
Nominativ Pluralijasie
Akkusativ Pluralijasie

Adjektive

Wie bei den Substantive, so gibt es auch bei Adjektiven (auch Wie- oder Eigenschaftswörter) eine a-Deklination und die Unterscheidung nach Genera (grammatischen Geschlechtern). In der vierten und fünften Spalte zeigen wir Ihnen zum Vergleich die Deklinationsendungen der Substantive und der Demonstrativpronomen. Als Beispielwort verwenden wir gutistks, „gotisch“:

a-Deklination maskulinum

Kasus NumerusgutisksÜbersetzungEndung NomenEndung Artikel
Nom. Sg.gutisk-sgotischer ~-s-a
Akk. Sg.gutisk-anagotischen ~--ana
Nom. Pl.gutisk-aigotische ~-os-ai
Akk. Pl.gutisk-ansgotische ~-ans-ans

a-Deklination neutrum

Kasus NumerusgutisksÜbersetzungEndung NomenEndung Artikel
Nom. Sg.gutisk(-ata)gotisches ~--ata
Akk. Sg.gutisk(-ata)gotisches ~--ata
Nom. Pl.gutisk-agotische ~-a-o
Akk. Pl.gutisk-agotische ~-a-o

Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, können die Adjektive im Nominativ und Akkusativ Neutrum sowohl auf -ata als auch auf nichts enden. Bei attributiv gebrauchten Adjektiven sind beide Formen ohne Regel austauschbar, bei prädikativ gebrauchten Adjektiven hingegen wird nur die kürzere Form benutzt: leitil(ata) huzd „ein kleiner Schatz“, aber þata huzd ist leitil „Dieser Schatz ist klein“.

a-Deklination femininum

Kasus NumerusgutisksÜbersetzungEndung NomenEndung Artikel
Nom. Sg.gutisk-agotische ~-a-o
Akk. Sg.gutisk-agotischen ~-a-o
Nom. Pl.gutisk-osgotische ~-os-os
Akk. Pl.gutisk-osgotische ~-os-os

Kongruenz des Prädikatsnomens

Wenn ein Adjektiv als Prädikatsnomen (auch als Prädikativ bezeichnet) verwendet wird, wie in „er ist groß“, muss das Adjektiv anders als im Deutschen mit seinem Bezugswort in der Form übereinstimmen, man sagt aus Gotisch also für „er ist gro“ß nicht „is ist mikil“, sondern „is ist mikils“, wörtlich „er ist (ein) Großer“. Eine Ausnahme zu dieser Regel ist das Neutrum, wie bereits gesagt wurde.

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