Translohr Venedig
Der Translohr Venedig, auch als Straßenbahn Venedig bezeichnet, ist ein seit 2010 verkehrendes Nahverkehrssystem in Venedig. Zuvor bestanden Straßenbahnnetze sowohl in Mestre (bis 1941) als auch auf der Lido-Insel (bis 1940). Derzeit verkehren die beiden Linien T1 und T2. Bedient werden sowohl der Bahnhof Venedig Mestre auf dem Festland als auch der Busbahnhof Piazzale Roma nahe dem Bahnhof Venezia Santa Lucia in der Altstadt.
![]() (Translohr Venedig) | |
---|---|
![]() Bild in Richtung Sernaglia (April 2011) | |
Basisinformationen | |
Staat | Italien |
Stadt | Venedig |
Eröffnung | 19. Dezember 2010 |
Betreiber | Actv |
Infrastruktur | |
Streckenlänge | 18,9 km |
Stromsystem | 750 V = Oberleitung |
Haltestellen | 37 |
Tunnelbahnhöfe | 1 |
Fernbahnhöfe | 2 |
Betriebshöfe | 1 |
Betrieb | |
Linien | 2 |
Takt in der HVZ | 10 min |
Takt in der SVZ | 15 min |
Fahrzeuge | 20 STE4 |
Höchstgeschwindigkeit | 70 km/h |
Statistik | |
Fahrgäste | 44.000/Tag (2017) |
![]() Netzplan | |
Geographisch korrekter Netzplan |
Translohr Venedig T 1 Monte Celo – Venezia | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Streckenlänge: | 13,45 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Translohr Venedig T 2 Mestre Centro – Salamonio | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Streckenlänge: | 5,4 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Die neue Straßenbahn Venedig basiert auf dem Translohr-System. Zur Spurführung wird dabei eine mittig im Fahrweg eingelassene Führungsschiene herangezogen. Das gleiche System besteht unter anderem im nahen Padua.
Betrieben wird die Straßenbahn von der Azienda del Consorzio Trasporti Veneziano (Actv).[1][2]
Geschichte
Das Stadtzentrum von Mestre besaß bereits in der Zeit von 1891 bis 1938 eine Straßenbahn, zunächst als Pferdebahn, dann mit Dampf und schließlich elektrisch. Darüber hinaus diente Mestre bis 1954 auch als Abzweig der Vorstadtstraßenbahn, die Padua mit Fusina verband.[3]
Auch auf der Insel Lido di Venezia wurde von 1907 bis 1940 eine Straßenbahnlinie betrieben, die von der Firma CIGA (Compagnia Italiana Grandi Alberghi)[4] betrieben und 1941 auf Wunsch der Gemeinde durch Oberleitungsbusse ersetzt wurde[5], die dann wiederum 1966 abgestellt wurden.
Der erste Vorschlag für den Wiederaufbau eines neuen Straßenbahnnetzes in Mestre stammt aus dem Jahr 1992 als Teil des Mobilitätsplans von Mestre und Marghera, in dem die folgenden drei Straßenbahnlinien vorgeschlagen wurden:[6]
- Favaro Veneto – Zentrum (Piazza XXVII Ottobre) – Via Piave – Mestre FS – Chirignago (8,8 km)
- Ospedale dell'Angelo – Zentrum (Piazza XXVII Ottobre) – Corso del Popolo – Marghera (Piazza Sant'Antonio-Piazzale Concordia-Via Pasini) (8,5 km)
- Zelarino – Zentrum (Piazzale Cialdini) – Viale San Marco – San Giuliano (8,0 km)
Im Jahr 1994 beantragte die Stadt Venedig mit technischer Unterstützung der Actv die erforderliche Finanzierung gemäß Gesetz 211 vom 26. Februar 1992 für die 9,5 Kilometer lange Bahnhofslinie Favaro–Mestre–Marghera als ersten Abschnitt eines komplexeren Straßenbahnnetzes. Dieses Projekt wurde 1996 genehmigt und der Interministerielle Ausschuss für Wirtschaftsplanung und Verkehr legte fest, dass vorrangig zunächst der 6,7 Kilometer lange Streckenabschnitt Favaro–Mestre zu bauen und in Betrieb zu nehmen sei. Die daraus entwickelte Streckenführung sah aufgrund der geringen Straßenbreite in der Via Olivi eine Einbahn-Wechselstraßenbahn vor.[6]
In den folgenden Jahren wurden verschiedene Varianten für den Ausbau des Netzes geprüft, beispielsweise die Änderung der Strecken Favaro–Marghera und Mestre–Venedig sowie den Bau einer neuen Strecke Mestre–Marghera.[6]
Im Jahr 1999 fiel die Entscheidung für den Einsatz des gummibereiften Straßenbahnsystems von Translohr anstelle einer klassischen Straßenbahn und verwies dabei auf eine Reihe von Vorteilen wie die möglichen deutlich geringeren Kurvenradien. Das Verkehrsministerium genehmigte das Projekt endgültig mit der Verordnung Nr. 1761 vom 17. Dezember 2002.
Planung und technische Ausrüstung für die Linien Favaro Veneto-Mestre-Venezia (T1) und Mestre-Marghera (T2) wurde 2004 an ein Konsortium aus Gemmo, Lohr Industrie, dem Ingenieurbüro Metropolitana Milanese (MM S.p.A.), NET Engineering (NE S.p.A. di Monselice), Studio Altieri und Sacaim (SACAIM di Venezia S.p.A.) vergeben, während die Tiefbauarbeiten an Mantovani Construction und CLEA vergeben wurden. In den Jahren 2005 bis 2010 kam es von Seiten der Stadt zu einigen Änderungen an den Routen.[6]
Die wirtschaftlich-finanzielle Nachhaltigkeit wurde durch die Bewertung eines jährlichen Passagieraufkommens von etwa 16 Millionen Passagieren auf der Linie T1 und etwa 10 Millionen auf der Linie T2 ermittelt.[6]
Die Bauarbeiten wurden am 10. August 2004 in Favaro Veneto mit dem Beginn der Verlegung einer 2,1 Meter breiten und 28 Zentimeter dicken Stahlbetonplatte, der Schiene und der Oberleitung eröffnet. Die Arbeiten umfassten auch die Verlegung unterirdischer Versorgungsleitungen und den Bau von Betriebswerk und Wagendepot an diesem östlichen Ende der Strecke.
Obwohl die Fertigstellung der Strecken ursprünglich für Ende 2007 vorgesehen war[7], gab es eine Reihe wirtschaftlicher und technischer Gründe, die zu Verzögerungen führten. So gab es Streckenänderungen wie die Unterführung des Bahnhofs Mestre und die Überführung im Bereich San Giuliano als Anbindung an die Ponte della Libertà. Anfang 2010 begann die Auslieferung der Wagen. Am 19. Dezember 2010 wurde die Linie T1 von Favaro Veneto (Station Monte Celo) nach Mestre (Station Sernaglia) eingeweiht, dabei führte der Linienweg über einen Teil der Strecke der heutigen T1-Linie und einen Teil der noch geplanten T2-Linie.[8][9] Der kommerzielle Verkehr mit den damit verbundenen Änderungen am Busnetz begann am 20. Dezember 2010.[10] Am 22. September 2011 wurde eine Verlängerung mit der Tunnelhaltestelle am Hauptbahnhof in Betrieb genommen.[11]
Weitere Baustellen wurden zwischen 2012 und 2013 begonnen. Am 18. Dezember 2013 führte eine Straßenbahn die erste Testfahrt von San Giuliano zur Endstation Piazzale Roma durch.[12] Der Abschnitt der Linie T2 in Marghera wurde im März 2014 fertiggestellt.
Die Arbeiten am bisherigen Netz wurden am 12. Juni 2015 abgeschlossen[13] und die ministerielle Genehmigung des USTIF (Ufficio speciale trasporti a impianti fissi) für die Inbetriebnahme dieses bisher letzten Streckenabschnittes erfolgte am 10. September 2015.
Literatur
- Claudio Brignole, Robert Schwandl: Metros in Italien – Metros in Italy: U-Bahn, Stadtbahn & Straßenbahn – Underground, Light Rail & Tram Systems. Verlag Robert Schwandl, Berlin 2010, ISBN 978-3-936573-22-0.
Weblinks
- Website der PMV mit Informationen zum Bau ( vom 7. Juni 2016 im Internet Archive) (italienisch)
- Website der ACTV, Bereich THE TRAM (englisch)
Einzelnachweise
- Linee extraurbane. (PDF) Abgerufen am 25. Mai 2019 (italienisch).
- Linee tranviarie e principali linee automobilistiche urbane. (PDF) Abgerufen am 25. Mai 2019 (italienisch).
- Presentazione del sistema tranviario (PMV - Actv), in: tramdimestre.it ( vom 7. April 2014 im Internet Archive)
- Actv - Azienda - La Storia. Actv, abgerufen am 11. Mai 2024 (italienisch).
- Michele Casarin: Venezia Mestre, Mestre Venezia: luoghi, parole e percorsi di un'identità. 2002, S. 82 ff.
- S. Barizza, G. Passabì und E. Pittalis: Il tram di Mestre (1981-2011) - Dai cavalli alla monorotaia. Padua 2010.
- 19 mila metri di rotaie e pali. La Nuova Venezia, 20. Juli 2004, abgerufen am 11. Mai 2024 (italienisch).
- Mestre. Sei anni di lavoro, 140 milioni di euro: inaugurata la prima tratta del tram, in: gazzettino.it ( vom 27. September 2013 im Internet Archive)
- Primo viaggio, in diecimila a bordo, in: nuovavenezia.gelocal.it ( vom 14. Juli 2012 im Internet Archive)
- Tram, primo giorno a sorpresa Un autobus ferma le carrozze. Corriere del Veneto, 20. Dezember 2010, abgerufen am 11. Mai 2024 (italienisch).
- Tram: inaugurata dall'assessore Bergamo la nuova fermata "Stazione", in: comune.venezia.it ( vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- Casinò ai privati, il tram a San Basilio. La Nuova Venezia, 19. Dezember 2013, abgerufen am 11. Mai 2024 (italienisch).
- Tram, concluso il cantiere Dopo 10 anni, fine dei lavori. In: Corriere del Veneto. Corriere della sera, 12. Juni 2015, abgerufen am 11. Mai 2024 (italienisch).