Parabolische Koordinaten
Parabolische Koordinaten bilden ein Orthogonales Koordinatensystem, dessen Niveaulinien einen parabelförmigen Verlauf haben, siehe Bild. Die Parabeln haben alle denselben, im Ursprung liegenden Brennpunkt und heißen daher konfokal. Parabolische Koordinaten erlauben immer eine Trennung der Veränderlichen in der Laplace- und Helmholtz-Gleichung.[1]:8 Anwendung finden diese Koordinaten beispielsweise beim Stark-Effekt.

Durch Extrusion senkrecht zur xy-Ebene (in z-Richtung) entstehen parabolische Zylinderkoordinaten (englisch parabolic-cylinder coordinates[1]:21,) und die Drehung um die im Bild senkrecht liegende Symmetrieachse liefert die ursprünglichen räumlichen parabolischen Koordinaten (englisch parabolic-coordinates[1]:34.)
Zur Lösung der Gleichungen in parabolischen Zylinderkoordinaten wurden spezielle parabolische Zylinderfunktionen definiert.[2]:138[3]
Ebene parabolische Koordinaten
In der xy-Ebene des Bildes oben gilt mit parabolischen Koordinaten
wo sign das Vorzeichen seines Arguments ausgibt. Die Kurven, auf denen μ konstant ist (was die Niveaulinien von μ in der xy-Ebene sind,) bilden die nach oben (d. h. in positiver y-Richtung) offenen konfokalen Parabeln
grün im Bild, während die Niveaulinien von ν nach unten offene konfokale Parabeln sind:
rot im Bild. Fasst man die Ebene als komplexe Ebene auf mit imaginärer Einheit i2=-1, so gilt
Die Potenzierung komplexer Zahlen mit reellem Exponenten ist eine Holomorphe Funktion, was die Orthogonalität der parabolischen Koordinaten in der Ebene begründet.
Metrische Faktoren, Weg- und Flächenelemente in der Ebene
Die kovarianten Basisvektoren sind
die, wie es sein muss, senkrecht zueinander sind, und deren Beträge die metrischen Faktoren sind:
Das parabolische Orthonormalsystem ist dementsprechend
Das Linien- und Flächenelement ergibt sich zu
Operatoren in der Ebene
Die üblichen Differentialoperatoren führt die Tabelle auf[1]:21
Gradient | |
Divergenz | |
Rotation | |
Laplace-Operator |
Lösung der Laplace- und Helmholtz-Gleichung in der Ebene
Die besondere Form des Laplace-Operators erlaubt eine Lösung der Helmholtz-Gleichung durch multiplikative Trennung der Veränderlichen gemäß dem Separationsansatz[1]:22
Mit obigem Laplace-Operator entsteht die Helmholtz-Gleichung:
Multiplikation beider Seiten mit liefert umgestellt
Weil die linke Seite nur von μ und die rechte nur von ν abhängt, stehen auf beiden Seiten Konstanten:
Rechts stehen Webersche Differentialgleichungen[4], die von parabolischen Zylinderfunktionen erfüllt werden.[2]:138[3].
Im Fall der Laplace-Gleichung ist λ=0 und die Lösungsfunktion kann mit dem Sinus und Cosinus sowie dem Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus ausgedrückt werden:
Die Konstanten A, B, C, D und κ dienen der Anpassung an Randbedingungen. Wenn die Separationskonstante κ2 mit negativem Vorzeichen angesetzt wird, vertauschen sich in der Lösungsfunktion die Winkelfunktionen durch die Hyperbelfunktionen und umgekehrt.
Parabolische Koordinaten im Raum

Durch Rotation der Parabeln um ihre Symmetrieachse entstehen (räumliche) parabolische Koordinaten, siehe Bild.[1]:34 Für eine ein-eindeutige Beziehung zwischen den Kartesischen Koordinaten und den parabolischen Koordinaten wird nur die rechte Halbebene gedreht, sodass mit den Einschränkungen die Zusammenhänge
ein-eindeutig sind. Darin ist atan2 eine Umkehrfunktion des Tangens.
Metrische Faktoren, Weg- und Flächenelemente im Raum
Die kovarianten Basisvektoren sind
aus denen sich die metrischen Faktoren
ergeben. Das parabolische Orthonormalsystem ist demzufolge
Die Linien-, Flächen- und Volumenelemente ergeben sich zu
Operatoren im Raum
Die üblichen Differentialoperatoren führt die Tabelle auf[1]:35
Gradient | |
Divergenz | |
Rotation | |
Laplace-Operator |
Lösung der Laplace- und Helmholtz-Gleichung im Raum
Die Helmholtz-Gleichung schreibt sich mit obigem Laplace-Operator:
Mit dem Separationsansatz[1]:36
liefert Multiplikation der Helmholtz-Gleichung mit
Nur der letzte Bruch auf der linken Seite hängt von ψ ab, weswegen er eine Konstante κ darstellt:
Einsetzen von κ gestattet auch μ und ν voneinander zu trennen:
Weil die linke Seite nur von μ und die rechte nur von ν abhängen, können beide Seiten der Gleichung mit einer Konstanten η gleichgesetzt werden, was auf die Differentialgleichungen
führt, für die es Lösungen gibt.[1]:36
Parabolische Zylinderkoordinaten

Die parabolischen Zylinderkoordinaten entstehen aus den ebenen parabolischen Koordinaten des vorangegangenen Abschnitts durch Extrusion senkrecht zur xy-Ebene in z-Richtung, sodass viele Eigenschaften von dort hierher übertragen werden können.
Die parabolischen Zylinderkoordinaten und die kartesischen hängen wie folgt zusammen:
Die Niveauflächen, auf denen μ konstant ist, sind in positiver y-Richtung offene konfokale parabolische Zylinder[2]:140 mit
rot im Bild, während die Niveauflächen von ν die in negativer y-Richtung offenen konfokalen parabolischen Zylinder sind:
gelb im Bild. Die Niveauflächen mit z=const. sind zueinander parallele Ebenen, blau im Bild.
Metrische Faktoren, Weg- und Flächenelemente in parabolischen Zylinderkoordinaten
Die Kovarianten Basisvektoren sind
die, wie es sein muss, senkrecht zueinander sind, und deren Beträge die metrischen Faktoren sind:
Das parabolische zylindrische Orthonormalsystem ist dementsprechend
Das Linien-, Flächen- und Volumenelement lauten
Operatoren in parabolischen Zylinderkoordinaten
Die üblichen Differentialoperatoren führt die Tabelle auf[1]:21
Gradient | |
Divergenz | |
Rotation | |
Laplace-Operator |
Lösung der Laplace- und Helmholtz-Gleichung in parabolischen Zylinderkoordinaten
Die multiplikative Trennung der Veränderlichen verläuft ähnlich wie bei der #Lösung der Laplace- und Helmholtz-Gleichung in der Ebene, es muss nur die z-Koordinate hinzugenommen werden[1]:22
Mit obigem Laplace-Operator entsteht die Helmholtz-Gleichung:
Division beider Seiten durch liefert
Auf der rechten Seite steht eine Konstante und nur der letzte Bruch auf der linken Seite hängt von z ab. Daher muss dieser Term ebenfalls konstant sein:
Diese Konstante oben eingesetzt ergibt wie in der Ebene nur mit λ-η statt λ:
und die Lösung erfolgt auch wie dort.
Im Fall der Laplace-Gleichung ist λ=0 und die Lösungsfunktion kann mit dem Sinus und Cosinus sowie dem Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus ausgedrückt werden:
Die Konstanten A, B, C, D, E, F, η und κ dienen der Anpassung an Randbedingungen. Wenn die Separationskonstante κ2 mit negativem Vorzeichen angesetzt wird, vertauschen sich in der Lösungsfunktion die Winkelfunktionen durch die Hyperbelfunktionen und umgekehrt, und je nach Vorzeichen von η ist der von z abhängige Faktor eine Wellen- oder Exponentialfunktion.
Literatur
- P. Moon, D.E. Spencer: Field Theory Handbook. Including Coordinate Systems, Differential Equations and Their Solutions. 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1971, ISBN 3-540-02732-7, S. 3 ff.
- Guido Walz (Hrsg.): Lexikon der Mathematik. 2. Auflage. Band 4 (Moo bis Sch). Springer Spektrum Verlag, Mannheim 2017, ISBN 978-3-662-53499-1, doi:10.1007/978-3-662-53500-4.
- Eric Weisstein: Parabolic Cylinder Function. MathWorld, 16. April 2024, abgerufen am 13. April 2024 (englisch).
- Guido Walz (Hrsg.): Lexikon der Mathematik. 2. Auflage. Band 5 (Sed bis Zyl). Springer Spektrum Verlag, Mannheim 2017, ISBN 978-3-662-53505-9, doi:10.1007/978-3-662-53506-6.