Färöisch: Aussprache der Vokale
Übersicht
| Vokal | lang | wie in | kurz | wie in |
|---|---|---|---|---|
| A, a | εa | fair | a | wann |
| Á, á | ɔa | Renoir | ɔ | oft |
| E, e | e: | See | ε | wenn |
| I, i | i: | Ziel | ι | Schiff |
| Í, í | ʊʏ | hui | ʊʏ | Tendenz zum kurzen i, ü; oder aber u |
| O, o | o: | schon | ɔ | komm |
| Ó, ó | ɔu | Owen | ɶ | Köln |
| U, u | u: | gut | ʊ | Butt |
| Ú, ú | ʉu | „Bemüung“ (ohne h) | ʉ | Küste |
| Y, y | i: | Ziel | ι | Schiff |
| Ý, ý | ʊʏ | hui | ʊʏ | Tendenz zum kurzen i, ü; oder aber u |
| Æ, æ | εa | fair | a | wann |
| Ø, ø | ø: | Stör | ɶ | Köln |
Im färöischen Schriftbild begegnen uns die folgenden drei Doppellaute (Diphthonge). Wie viele der obigen Vokale, sind es tatsächliche Doppellaute in langer Aussprache, und werden in kurzer Stellung zu einfachen Selbstlauten (Vokalen).
| Diphthong | lang | wie in | kurz | wie in |
|---|---|---|---|---|
| Ei, ei | ai | Ei | ai, a, ɔ | von kurzem ei bis a oder o |
| Ey, ey | εi | hey | ε | Esstisch |
| Oy, oy | ɔi | neu | ɔi, ɔ | von kurzem eu bis o |
Lange Vokale
Wie im Deutschen lässt sich auch im färöischen Schriftbild meistens feststellen, wann ein Vokal lang gesprochen wird.
- Wenn er in der Aussprache alleine am Ende eines (einsilbigen) Wortes steht;
- Vor einem einzelnen Konsonanten in der Aussprache;
- Vor den Konsonantengruppen kl, kr, pl, pr und tr (aber nicht tl).
A und Æ
Die lange Aussprache von a und æ ist bei färöischen Wörtern stets identisch (Ausnahmen in Fremdwörtern und einer wichtigen Frage siehe unten). Folgt im Anschluss ein weiteres a, dann verlängert sich der ε-Laut zum deutschen langen ä [ε:]. Der Eindruck des Diphthongs "äa" bleibt in beiden Fällen erhalten.
- hvat? [kvεat] - was?
- haðan [hε:an] - von dort
- maður ['mεavʊr] - Mann
- tað [tεa] - es, jenes, das (betont)
- æða [ε:a] - Eiderente (Somateria mollissima)
- frægari ['frε:arι] - besser, mehr
- mær [mεar] - mir (betont)
- tær [tεar] - dir (betont)
- væl [vεal] - gut, wohl (Adverb - vgl. engl. well)
Langes a in vielen Fremdwörtern klingt wie im Deutschen:
- afrikanskur [afri'ka:nskʊr] - (ein) afrikanischer
- Japan ['ja:pan] - Japan
- tomat [to'ma:t] - Tomate
Häufig ist in der gesprochenen Sprache folgende Interjektion zu hören:
- ha? [ha:] - wie bitte?, wie meinen? (vergl. hä? im Deutschen - dort allerdings auf einer niedrigeren Stilebene als im Färöischen); nicht wahr?, oder? (vergl. wa? im Berlinerischen)
Á
Das á ist in der langen Aussprache stets der Diphthong [ɔa] wie in Berlinerisch Ohr. Folgt direkt ein weiteres a, dann verlängert sich der ɔ-Laut und tendiert in der Aussprache zum deutschen langen O. Der Eindruck des Diphthongs bleibt ähnlich.
- á [ɔa] - Au, Bach, Fluss (vgl. Dänisch å)
- bátur ['bɔatʊr] - Boot
- fáa ['fo:a] - bekommen
- ráð [rɔa] - Rat
- ráða ['ro:a] - (jmdm. zu etw.) raten
E
Die Qualität des langen e im Färöischen unterscheidet sich nicht von der im Deutschen.
- eg [e:] - ich
- epli [e:blι] - Kartoffel(n)
- nes [ne:s] - Landzunge (vergleiche den Ort Nes)
- te [te:] - Tee
I und Y
Langes i und y sind im Färöischen identisch. Sie entsprechen dem i-Laut im Deutschen.
- skip [ʃi:p] - Schiff
- við [vi:] - mit, bei (vgl. engl. with)
- vit [vi:t] - wir
- fyri ['fi:rι] - für
- synir ['si:nιr] - Söhne
- tygum ['ti:jʊn] - Sie (höfliche Anrede)
- ymist ['i:mιst] - unterschiedlich
Í und Ý
Sowohl í als auch ý bilden einen gleich klingenden Diphthong im Färöischen. Im Deutschen finden wir ihn in Interjektionen wie pfui oder hui.
- grísur ['grʊisʊr] - Schwein
- hví? [kvʊi] - warum?
- tí [tʊi] - weil
- bý [bʊi] - Stadt
- sýna ['sʊina] - zeigen
- týða ['tʊija] - übersetzen
O
Das lange o im Färöischen entspricht dem langen o im Deutschen:
- flog [flo:] - Flug
- hon [ho:n] - sie (3. Person Singular, weiblich)
- kona ['ko:na] - Frau
- og [o:] - und
- orð [o:r] - Wort
- tosa ['to:sa] - reden, (eine bestimmte Sprache) sprechen
Ó
Das lange ó im Färöischen ist grundsätzlich der Diphthong ɔu
- ljóð [ljɔu] - Laut, Klang, Geräusch
- óhapp ['ɔuhap:] - Panne, Unfall, Unglück (vgl. Englisch: unhappy)
- sól [sɔul] - Sonne
- Tórshavn ['tɔuʂhaun] - Tórshavn (Thors Hafen)
Wie wir an óhapp sehen, entspricht ó- der Vorsilbe un- im Deutschen.
U
Langes u ist im Färöischen mit dem deutschen Vokal identisch:
- Suðuroy ['su:ri] - Suðuroy (Südinsel)
- sukur ['su:kʊr] - Zucker
- ur [u:r] - Uhr
Ú
Das lange ú ist im Färöischen immer der Diphthong ʉu (üu). Für Deutsche ist es meist der ungewohnteste Laut, aber er ist nach wenigen Bemüungen erlernt. Hierbei ist das ü aber etwas stumpfer und das u etwas heller, als in dem deutschen Beispiel. Eine weitere Aussprachehilfe liefert engl. juice.
- úr [ʉur] - aus, von (Herkunft)
- hús [hʉus] - Haus
- jú [jʉu] - doch
- nú [nʉu] - nun, jetzt
- tú [tʉu] - du
Ø
Ø entspricht unserem gewohnten langen ö.
- gøta ['gø:ta] - Straße (vergleiche den Ort Gøta)
- jørð [jø:r] - Erde, Grundstück
- øl [ø:l] - Bier
Ei
Das lange ei entspricht stets dem ei im Deutschen:
- ein [ain] - ein, eine
- bein [bain] - Bein
- beinleiðis ['bainˌlaijιs] - geradewegs, direkt, live (bei Rundfunkübertragungen, Livestreams)
- tveir [tvair] - zwei (männlich)
Ey
Das lange ey kennen wir aus dem Englischen: hey!, way.
- breyð [brei] - Brot
- dreymur ['dreimʊr] - Traum
- eyga ['eiga] - Auge
- reyður ['reijʊr] - (ein) roter
- tvey [tvei] - zwei (sächlich, bei Aufzählungen)
Oy
Das lange oy klingt meistens wie unser eu im Deutschen:
- hoyra ['hoira] - hören
- koyra ['koira] - fahren (mit dem Auto, Bus)
Eine Ausnahme bilden die alten färöischen Inselnamen, wo anstelle der heute üblichen Form oyggj in der Schriftsprache stets -oy erscheint. Meist wird das o in dem oy verschluckt, aber nicht immer, besonders nicht beim lauten Vorlesen. Dann erscheint auch hier ein eu-Laut:
Kurze Vokale
Wie im Deutschen auch, erkennt man kurze Vokale im Schriftbild meist so:
- Vor zwei zu sprechenden Konsonanten, Doppelkonsonanten, oder ganzen Konsonantengruppen (Ausnahme im Färöischen sind die oben genannten Konsonantengruppen).
- In unbetonter Stellung, zum Beispiel in Beugungsendungen.
Während alle Vokale kurze Varianten haben, treten nur drei von ihnen in gänzlich unbetonter Stellung auf: [a], [ι] und [ʊ]. Die anderen kurzen Vokale deuten also stets auch auf eine betonte Stellung, oder aber eine Nebenbetonung im Wort hin.
Die Vokale a, á, í, ó, ú und æ, die in ihrer langen Form eigentlich Zweilaute (Diphthonge) sind, verlieren in kurzer Stellung stets einen der beiden Laute.
A und Æ
Kurzes a und æ werden wie im Deutschen [a] ausgesprochen.
- Føroyar ['fø:rjar] - Färöer
- hann [han:] - er, ihn
- land [land] - Land
- svartur ['svaʃtʊr] - (ein) schwarzer
- tann [tan:] - dieser, der
- hædd [had:] - Höhe, Stockwerk
- lættur ['lat:ʊr] - (ein) leichter
- mær [mar] - mir (unbetont)
- tær [tar] - dir (unbetont)
A vor ng und nk wird oft zu [ε] (nicht im Süden des Landes).
- banka ['bεŋka] - klopfen
- banki ['bεŋtʃι] - (ich) klopfe
- hanga ['hεŋga] - hängen
- langur ['lεŋgʊr] - (ein) langer
Eine Ausnahme von dieser Regel finden wir bei (dänischen) Lehnwörtern, wo [a] gesprochen wird.
- banki ['baŋtʃι] - Bank (Geldinstitut, Sandbank)
- mangla ['maŋgla] - (an etw.) mangeln, fehlen
- sangur ['saŋgʊr] - Lied (vgl. Englisch song)
Á und O
Die Aussprache des kurzen á und o ist stets identisch und entspricht unserem [ɔ].
- álka ['ɔlka] - Tordalk (der auf den Färöern häufige Vogel Alca torda)
- átta ['ɔt:a] - acht (8)
- hjálp [jɔlp] - Hilfe
- nátt [nɔt:] - Nacht
- hond [hɔnd] - Hand
- lond [lɔnd] - Länder
- okkum [ɔk:ʊn] - uns
- ong [ɔŋg] - Wiese
E
Das kurze e wird in betonter Stellung wie unser [ε] ausgesprochen, in (seltenerer) unbetonter Stellung jedoch wie [ι]. Damit folgt es der Regel, dass es im Färöischen keine anderen unbetonten Vokale als [a], [ι] und [ʊ] gibt.
Betont [ε]:
- egg [εg:] - Ei
- enn [εn:] - als (Vergleich), noch
- hendur ['hεndʊr] - Hände
- men [mεn] - aber
- vestur ['vεstʊr] - Westen
Unbetont [ι]:
- áðrenn ['ɔarιn] - bevor
- nærhendis ['nεarιndιs] - nahe (zur Hand)
Ausnahme für ein betontes e mit Aussprache wie [ι]:
- ella ['ιdla] - oder
I und Y
Wie auch in ihren langen Formen, so sind i und y auch als kurze Vokale gleichlautend, in diesem Fall wie unser deutsches [ι].
- ikki ['ιtʃι] - nicht
- inn [ιn:] - drinnen
- skips [ʃιps] - (des) Schiffs
- við [vι] - mit (unbetont)
- mynd [mιnd] - Bild
- systir ['sιstιr] - Schwester
- ynski ['ιnstʃι] - (ich) wünsche
Í und Ý
Die Aussprache von kurzem í und ý ist für uns ungewohnt: [ʊʏ] mit einer Tendenz zum deutschen stumpfen ü [ʏ] auf der einen Seite, oder aber als deutliches stumpfes u [ʊ] auf der anderen Seite.
Aussprache nahe [ʊʏ]-[ʏ]:
- ídnast ['ʊʏdnast] - nützen
- mítt [mʊʏt:] - mein(s) (neutrum) vgl.: Tú alfagra land mítt
- nítjan ['nʊʏtʃan] - neunzehn (19)
- nýtt [nʊʏt:] - (ein) neues
Die Aussprache wie [ʊ] erscheint immer vor den Lauten [g], [k], [ʃ] und [ʤ].
- frískur ['frʊʃkʊr] - frisch, gesund
- írskur ['ʊʃkʊr] - (ein) irischer
- líkt [lʊkt] - gleich
- tíggju ['tʊʤʊ] - zehn (10)
- fýrs [fʊʃ] - achtzig (80)
- nýggjur ['nʊʤʊr] - (ein) neuer
- týskt [tʊkst] - Deutsch, (ein) deutsches
Ó und Ø
Kurzes ó und ø klingen in den meisten Fällen gleich, wie unser kurzes ö [ɶ].
- dóttir ['dɶt:ιr] - Tochter (entsprechend auch in weiblichen Nachnamen auf -dóttir)
- Nólsoy ['nɶlsi] - Nólsoy
- ódn [ɶdn] - Orkan
- børn [bɶdn] - Kinder
- kvøld [kvɶld] - Abend
- Løgting ['lɶktιŋ] - Løgting
- tvøst [tvɶst] - Grindwalfleisch
Beim Zusammentreffen von ó mit gv tritt die skerping (färöische Verschärfung) ein, die für diese Sprache charakteristisch ist - ógv wird zu egv [εgv]:
- gjógv [ʤεgv] - Kluft, Felsspalte (vgl. den Ort Gjógv)
- Jógvan ['jεgvan] - Jógvan (häufiger männlicher Vorname)
- nógv [nεgv] - viel
- rógva ['rεgva] - rudern
- sjógvur ['ʃεgvʊr] - (die) See, Seegang
U
Das kurze u im Färöischen klingt stets wie dasjenige im Deutschen [ʊ]. In unbetonter Stellung treffen wir es ständig in der Flektionsendung -ur an, wie oben bereits gesehen.
- dummur hundur ['dʊm:ʊr hʊndʊr] - „dummer Hund“ (Quelle: Prof. Ottmar Werner †)
- hvussu? ['kvʊs:ʊ], ['kʊsʊ] - wie?
- kunna ['kʊn:a] - können
- lundi ['lʊndι] - Papageitaucher (der häufigste Seevogel der Färöer, Fratercula arctica)
- munnur ['mʊn:ʊr] - Mund
- stuttur ['stʊt:ʊr] - (ein) kurzer
- ull [ʊdl] - Wolle
- um [ʊm] - um; ob; wenn, falls; in (Zeit)
- uppi ['ʊp:ι] - oben
Ú
Das kurze ú erscheint in der färöischen Aussprache normalerweise als [ʏ], entspricht also unserem kurzen stumpfen ü.
- brúnna [brʏn:a] - Brücke (Akkusativ)
- krúss [krʏs:] - Becher
- úrslit ['ʏrslιt] - Ergebnis
Wie beim ó tritt auch hier im Zusammentreffen mit gv die skerping auf. Aus -úgv wird -igv [ιgv]. Diese Formen sind charakteristisch für das Färöische.
- brúgv [brιgv] - Brücke
- búgva ['bιgva] - wohnen
- flúgva ['flιgva] - fliegen
- frúgv [frιgv] - (vornehme) Dame; Fräulein; Königin (im Schach), Dame (im Kartenspiel)
- kúgv [kιgv] - Kuh
- trúgv [trιgv] - Glaube (Religion)
Ei
Kurzes färöisches ei wird oft wie ein kurzes deutsches ei ausgesprochen.
- eitt [ait:] - eins (beim Aufzählen), ein (sächlich)
Vor [ʤ] wird aus dem ei allerdings ein kurzes a. Oft auch vor [ŋʤ] und [ŋtʃ]:
- beiggi ['baʤι] - Bruder
- einkja ['aŋtʃa] - Witwe
- dreingir ['draŋʤιr] - Jungen, Jungs
- leingi ['laŋʤι] - lange (Zeit)
Vor [ŋʤ] und [ŋtʃ] kann aus dem ei ein kurzes ɔ werden. Dieses Phänomen begegnet uns in sehr häufigen Wörtern:
- eingi ['ɔŋʤι] - keine (Mehrzahl, sächlich)
- eingin ['ɔŋʤιn] - niemand, keiner, keine (Einzahl, männlich und weiblich)
- eingir ['ɔŋʤιr] - keine (Mehrzahl, männlich)
- einki ['ɔŋtʃι] - nichts, kein (Einzahl sächlich)
- steingja ['stɔŋʤa] - schließen
Ey
Kurzes färöisches ey wird stets zu einem kurzen e [ε]:
- eydna ['εdna] - Glück
- eystur ['εstʊr] - Osten
- Eysturríki ['εstrʊʏtʃι] - Österreich
- reytt [rεt:] - (ein) rotes
Oy
Das kurze oy erscheint in der färöischen Aussprache oft als kurzes eu [ɔi]:
- roynd [rɔind] - Versuch
Häufig verliert der Doppellaut aber seinen zweiten Bestandteil [i] und wird so zu einem offenen kurzen o [ɔ]
- oyggj [ɔʤ:] - Insel
- koyrdi ['kɔrdι] - fuhr (mit dem Auto)
- koyrt ['kɔʃt] - gefahren
Wie bei dem langen oy oben bereits angedeutet, verliert das oy in seiner Bedeutung als alter Inselname -oy hingegen das o [ɔ], und wird zu einem kurzen i [ι] oder j:
- Føroyar ['fø:rjar] - Färöer
- føroyingur ['fø:rιŋgʊr] - Färinger
- føroyskt ['fø:rιst] - Färöisch, (ein) färöisches
- føroyskur ['fø:rιskʊr] - (ein) färöischer
- Nólsoy ['nɶlsι] - Nólsoy
- Nólsoyarfjørður ['nɶlsjafjø:rʊr] - Nólsoy-Fjord
- nólsoyingur ['nɶlsιŋgʊr] - „Nólsinger“, jemand aus Nólsoy
- Suðuroy ['su:rι] - Suðuroy
- Suðuroyarfjørður ['su:rjafjø:rʊr] - Suðuroy-Fjord
- suðuroyingur ['su:rιŋgʊr] - „Suðuringer“, jemand aus Suðuroy
Literatur
- Lockwood § 4 (S. 9-13)
- Kölbl (S. 18-21)
- Thráinsson § 2.3 (S. 30-37)